durchZUG | November 2019
Rund um den Verkehr 09 Ein Neubau für die Zukunft Der geplante Neubau der ZVB beinhal- tet eine neue Werkstatt mit modernen Standards. Fahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien können effizient unterhalten werden. Voraussichtlich im Jahr 2030 kann die ZVB in das neue Ge- bäude einziehen. Eine gerade Strecke liegt vor uns, der Fahrer nimmt den Fuss vom Pedal und lässt den E-Bus rollen. Nahezu geräuschlos gleitet das rund 14 Tonnen schwere Fahrzeug durchs Quartier und verliert dabei kaum an Ge- schwindigkeit. Der Rollwiderstand ist äusserst gering, Strom wird keiner verbraucht. «In der Fachsprache nennen wir dieses Rollenlassen ‹segeln›», erklärt Kurt Studerus, der als Leiter Bildung bei der ZVB die Chauffeurinnen und Chauffeure schult. Stromsparendes Fahren will gelernt sein. Kurt Studerus übt mit dem Fahrpersonal nicht nur das «Segeln», also den Verzicht auf Strom, sondern auch «Rekuperieren», Strom ge- winnen. Wann immer gebremst wird, sei es bergab oder bei der Anfahrt an die Haltestelle, wird rekuperiert. «Der Fahrstil kann bis zu 25 Prozent des Strombedarfs beeinflussen», so Studerus weiter. Weil dem so ist, wird ein Team speziell auf diese Fahrweise geschult und künftig den E-Bus lenken. Ein Schritt in Richtung CO ² - neutraler ÖV-Betrieb Der Einsatz des E-Busses im Linienverkehr ist ein Meilenstein auf dem Weg in Richtung CO ² -neutral betriebener öffentlicher Verkehr. Er ermöglicht der ZVB, wichtige Erfahrungen im Tagesgeschäft zu sammeln. Dabei sind nicht nur die Reichweite und der Einsatz des Busses ein Thema. Auch im Hintergrund sind andere Abläufe und neues Know-how notwendig. Die Mitarbeitenden in der Werkstatt reparieren einen Bus, der unter Starkstrom steht. Die Batterien befinden sich mehrheitlich auf dem Dach, sodass Arbeitsplätze mit einfachem Zu- gang auf über drei Metern Höhe nötig sind – in den tiefen Hallen der ZVB eine Herausforde- rung. Beobachteten die Mitarbeitenden bis anhin die Dieselpreise, so werden nun auch die Entwicklungen am Strommarkt verfolgt. Ein vollelektrischer Batteriebus, wie ihn die ZVB im Einsatz hat, ist mit rund 2,6 Tonnen Batterien ausgestattet. In der Herstellung entstehen deshalb höhere Treibhausgasemis- sionen im Vergleich zu einem Dieselbus. Da der Betrieb aber CO ² -frei ist, ist die Einsparung über den gesamten Lebenszyklus gesehen enorm. Studien gehen von insgesamt 80 Pro- zent weniger CO ² aus, was einem Einspar- potenzial pro Bus und Jahr von 45 Tonnen CO ² entspricht. Voraussetzung ist, dass der Bus mit Ökostrom betrieben wird. Bei der ZVB ist dies der Fall. Wie viel darf grüner ÖV kosten? Wie geht es nun weiter? «Wir bauen die Elek- tromobilität Schritt für Schritt aus», bestätigt Cyrill Weber, Unternehmensleiter der ZVB. Die Technologie entwickelt sich rasant. Die Nachfrage nach E-Bussen ist zurzeit gross, es wird geforscht und investiert. Weil sich der Markt rasch entwickelt, ergibt das schrittweise Vorgehen Sinn. Auch stellt sich die Frage nach der finanziellen Tragbarkeit. Wie viel Mehr- kosten sind wir bereit für den Klimaschutz zu Leise und grün Nahezu geräuschlos rollt der neue E-Bus durch die Zuger Quartiere. Von der stillen Fahrt profitieren Anwohner wie Fahrgäste gleichermassen. Als grüner Bus fällt er in der ZVB-Flotte auf. investieren? E-Busse sind in der Anschaffung teurer, sie kosten rund das Doppelte. Hin- gegen ist anzunehmen, dass die Unterhalts- kosten niedriger sind. Die Gesamtkostenrech- nung dürfte sich daher etwas angleichen. Um wie viel genau, wird der Einsatz des ersten E-Busses nun zeigen. Weitere Informationen: www.zvb.ch/ebus
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